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Das obige Bild zeigt Freiburghaus von Süden her. Links mit dem grünen Traktor davor das "Usserhus". Mittig mit dem Baumgarten das "Underhus" und dem Stöckli von 1756. Ganz rechts das "Oberhus" mit dem tiefen Dachschild. Die anderen Bauernhäuser sind etwa 150 jahre alt, dessen Bauherren sind die Weybel, Herren und Thommet.

Diese Hausbezeichnungen stammen aus dem Volksmund und waren in den Kirchenrödeln gebräuchlich mit "der Obere" oder im "oberen Hus", "der Nidere" oder "im Nideren Hus" und "im Usserhus". Wie schon erwähnt, bestand bis um 1500 nur das obere Haus, bis eine erste Hofteilung in Oben und Unten teilte. Das etwas später gebaute Dritte war dann das Aeusserste. Diese Häuser hatten um 1750 ihre Altersgrenze erreicht und sind durch die aktuell etwa 250 jährigen Häuser ersetzt worden. In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts sind die Schindeldächer abgebaut und mit Dppelfalzziegeln ersetzt worden.

Die, um die Mitte des 19. Jh., infolge weiterer Hofteilungen,  zugebauten 4 Bauerhäuser deckte man zunächst noch mit unterschindelten Biberschwazziegeln. Heuet tragen alle die haltbareren roten Doppelfalzziegel. Leider wird in absehbarer Zeit das anmächelige Landschaftsbild mit den roten Walmdächern gewaltig leiden. Der Uebergang auf erneuerbare Energie wird die schönen roten Ziegeldächer in unansehnliche schwarze Löcher verwandeln. Diese erhabenen alten Bauerhäuser werden auch diesen modernen Wandel überstehen.

Bedenken Sie, was vor 250 Jahren mit grosser Handwerkskunst gebaut, erträgt heute das befahren der Heubühne mit schweren Traktoren, die Bauerwohnungen sind wohnlich verwandelbar. Auf der anderen Seite sind 40 jährige städtische Bauten dem Abriss hinfällig, Eisenbeton hin oder her...

Luftfoto aus südöstlicher Sicht.
Oberhalb Freiburghaus die Weiler v.L.n.R: Riedli, Wyden, Sandgrube, Buchli, Bramberg und unterhalb die hintere Nesslere.















Das "Usserhus" 1753

Die Ostseite vom "Usserhus". Bauherr Barthlome Freyburghaus Hanses 1689-1774 und seine Frau Magdalena Freyburghaus Josephs 1708-1765. Ursprünglich Hochstud Bauweise in burgundischem Stil , das grösste Bauerhaus in Freiburghaus. Quergang mit ursprünglich mittiger Rauchküche, gleich wie das unten beschriebene ältere "Oberhus".

Die alten und grossen Berner Bauernhäuser zeugen noch von erfolgreichem Bauern Unternehmertum. Damals waren sie die Ernährer des Volkes, das hauptsächlich vom Brot gelebt hatte. Nahrungsmittelimporte als Ersatz waren ohne Eisenbahn und Motorschiffe nur in kleinem Umfang möglich. Dementsprechend war der Absatz des Getreides von zentraler Bedeutung für das Einkommen der Talbauern.

Das abgeerntete Getreide musste für die Lagerung unter Dach gebracht werden. Deshalb die grossen Walmdächer mit dem darunterliegenden voluminösen Lagerraum. Bis etwa um 1850 waren für das Dreschen in der kalten Jahreszeit ausschliesslich die Handflegel im Gebrauch. Mit beginnender Mechanisierung hatte man fest intallierte kleine Dreschmaschinen, die mittels Pferdegöppel angetrieben waren. Schliesslich kam mit dem Strom um 1910 der Pferde unabhängige Antrieb. Jeder Hof verfügte über eine eigene Dreschmaschine. 


Süd Ost Ansicht vom "Usserhus" um 1924 noch mit Schindeln. Typisch für den burgundischen Baustil ist die direkte frontseitige Haustür zur (Rauch)Küche, hier mit Treppe deutlich zu sehen.

Zu sehen sind die Kinder von Gottlieb Schneider mit Haustieren, dem damaligen Besitzer. Photografen verdienten damals mit diesen Arbeitsbesuchen auf dem Land ihr Brot. Immer sind Personen des Hofes mit Haustieren vor dem Bauernhaus oder bei der Feldarbeit zu sehen. Eine wertvolle Dokumentation von Hofgeschichten ist daraus entstanden. 




Das "Underhus" 1739

Das "Underhus". Erbaut von Barbara Flühmann Lienharts 1689-1742, der Witwe des Hans Thommet Bendichts 1684-1736. Burgundischer Baustil mit Hochstud, um 1921 noch mit Schindeln gedeckt.

"Underhus" um 1924. Die unter der First stehenden Stützbalken (Hochstud) standen der Zeitgemässen Nutzung des Dachraumes im Wege. Deshalb wurde bei den alten Bauernhäusern der gesamte Dachstuhl durch eine stützenfeie Konstruktion ersetzt, die auch das schwere Ziegeldach tragen konnte.

Aktuelle Ansicht des "Underhus". Um die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der neue Dachstuhl mit Ründi aufgebaut.


Familie Thommet im "Underhus" 1675-1833
Die 324 jährige Geschichte der Thomet in Freiburghaus beginnt am 16. August 1676 im Underhus: der 22 jährige Bendicht Domet von der Nessleren und die 20 jährige Madlen Fryburghus vom Underhus heiraten (Einheirat). Sie setzten eine längere Tradition fort, welche die Familienbande der Underhus Fryburghus mit den Nessleren Domet eng verband (Heiraten hin und her).

Die Thomet Geschichte in Freiburghaus nahm 1833 eine sehr interessante Wendung. Das kam so: des Statthalters Tochter Barbara heiratete 1769 den Johannes Weybel aus Köniz. Diese Familie wohnten alsbald auf dem Chapf oberhalb Neuenegg, währenddem Barbara's Cousin, der Adam den "Underhus" Bauernhof mit seiner Familie bewirtschaftete. So lange, bis 1833 der "Oberhus" Hof zur Versteigerung gelangte.

Der Steigerer: Adams Sohn Adam jun für seine Brüder Christian, Niklaus und Samuel (Adam jun hatte bereits den Starassacker Hof) Die drei Brüder teilten 1834 dieses 26 ha Heimwesen in drei kleinere. Christian baute das oberste, Samuel das drittoberste  Bauerhaus dazu. Für Interessierte kann ich Informationen zu den Nachfahren oder Nachfolgern der drei Brüder liefern.

Und wer bauerte fortan auf dem "Underhus" Hof? Es waren die Familie von Bendicht Weybel, Sohn von Barbara Thommet und Johannes Weybel.

Geschichten:  Ein Benz Thommet vermachte nach seinem Ableben der Gemeinde ein Legat von Fr. 40 000. Um dieses Geld entbrannte eine Kontroverse: die alteingesessenen Familien von Neuenegg  scheiterten vor Gericht, mit diesem Geld, an der allgemeinen Bevölkerung vorbei, zu ihren Gunsten eine Burgergemeinde zu gründen.

Um den Samuel, der Tierarzt war, gibt es noch Nachrichten von Emanuel Lüthi. Er war ein Sohn von Barbara Freiburghaus aus Brüggelbach, die als Haushälterin bei Samuel gedient hatte. So habe der Tierarzt übergewichtige Schoshunde von reichen Berner Familien im seinem Keller unter einem Zuber bis zum Normalgewicht hungern, und  sich für diese "Diät" noch gut bezahlen lassen haben. Alte ortsansässige Leute wussten noch eine andere makabere Geschichte die nicht gut ausgegangen sein soll: ein Pferd habe in der Sandsteinhöhle über der Ramseren diese merkwürdige Therapie nicht überlebt. Er selber sei dann 53 jährig wegen Krankheit ebenfalls verhungert!


"Underhus" Stöckli 1756

Bildausschnitt vom Stöckli des "Underhus". Bauherr ist der 40 jährige Bendicht Thommen (er war Statthalter), der Sohn von Hans und Barbara Thommet Flühmann. Bendichts Bruder Hans starb 1749 als Statthalter, dessen Sohn Bendicht vermachte später der Gemeinde ein Legat von Fr. 40'000. Die alteingesessenen Leute scheiterten vor Gericht, mit diesem Geld eine Burgergemeinde zu gründen.

Das jetzige Bauernhaus (Underhus) und das Stöckli sind den Familien Thommet's Werke. Es existiert auch noch ein schöner Speicher vom Jahr 1746, der dazugehörig war, er  kann in Reichenbach im Kandertal besichtig werden, steht hinter dem Bären und trägt die Inschrift H+T+1746+M+B+W (Hans+Thommen+1746+Magdalen+Bendich+Weybel). Hans Thommen starb 1749 als Statthalter 35 jährig, er war der Sohn von Hans Thommen und Barbara Flühmann.

Die Architektur dieses Stöcklis ist sehr selten mit Sandstein gefertigt. Die meisten Bauernstöckli sind erst 100 Jahre später und dazu noch billiger gebaut worden (Riegbau). Eingebaut war auch noch ein grosser Backofen. Jeder Hof verfügte über einen Eigenen. Sei er in einem Ofenhaus, oder eben im Stöckli eingebaut gewesen. Für die Selbstversorgung mit Brot, Kuchen und Dörrfrüchten unerlässlich.






Das "Oberhus" 1754

Das aktuelle  "Oberhus", stützenfreier Dachstuhl, noch weitgehend original, Bauherrschaft Jacob Freyburghaus Jacobs 1694-1778 und seine 2. Frau Christina Spring +1788. Steht an gleicher Stelle wie das Haus des Hans Fryburgs Hus um 1500. Im jetzigen Haus wurde noch gewirtet, am Tennstor sind 2 Bären schwach erkennbar. Nach dem Aquarell von Samuel Bodmer, stand da um 1710 ein anderes Haus mit Front gegen Westen. Dieses Haus stand an Stelle des heutigen Stöckli. Der ungewöhnliche südliche Kellereingang stammt noch vom alten Haus. Ausserdem steht da noch das Ofenhaus von 1756 quer in der Landschaft, passt irgendwie nicht ganz vor das heutige "Oberhus". Der Ofen ist noch erhalten, aber nicht mehr brauchbar. Wurde ein Neubau nötig, hat man neben dem alten Haus neu gebaut und Brauchbares wiederverwendet, am jetzigen "Oberhus" hat es gebrauchte Balken und am Ofenhaus Mauersteine an der Aussenseite mit Hitzespuren! Kürzlich kamen bei Grabarbeiten im "Oberhus" Brandreste zum Vorschein, diese stammen von einem Hausbrand, der 1514 passiert sein könnte (siehe "die Familie 1560"/Hans von Fryburgs Hus, 1.G) 

Bis 1833 blieb diese Stammfamilie hier ansässig, einschliesslich des Bauerführers Peter Freiburghaus. 1833 vertarb der 53 jährige und eingeheiratete David Flühmann. Weil der wirtschaftliche Niedergang der Landwirtschaft schon prekäre Auswirkungen gehabt hatte, musste die Witwe Elsbeth Freiburghaus den Hof versteigern lassen. Wie oben erwähnt, haben die Underhus Thommet den Hof ersteigert.

Das "Oberhus" um 1928, zu sehen sind die Geschwister Krähenbühl mit Hans, Anna und Martha. Rechts das Stöckli, am Platz des älteren "Oberhus", dessen Existenz in der Zeit von etwa 1514 bis 1840 vermutet werden kann. Von diesem älteren Haus sind kürzlich bei Gartenarbeiten vor dem Stöckli Reste von Butzenscheiben gefunden worden, wie sie im spät Mittelalter als Fensterglas verwendet worden sind. Auf dem nachfolgenden Bild von Albert Anker ist ein Butzenglasfenster zu sehen.  





Das alte "Oberhus" 1514

Mutmassliche Seitenansicht des älteren "Oberhus" aus südöstlicher Richtung. Ständerbau mit Hochstud, zwei geschossiger Wohnteil mit Quergang. Die Rauchküche längsachsig in der Mitte. Pro Etage 4 Stuben seitlich, 8 Stuben insgesamt. Rechts das geöffnete Tor zum Dreschtenn. Der Stall war ganz rechts. Zeichnung von G. Rechsteiner, eines Bauerhauses von 1538 in Melchnau. Nach W. Bieri der Urtyp des berner Bauernhauses mit burgundischem Einfluss. Der Kartograf Samuel Bodmer sah 1710 in Freiburghaus ein solches Haus, er zeichnete deutlich die hochgezogene seitliche Traufe, die zur Einfahrt ins Tenn nötig war (siehe Home). Grösse des Hauses etwa 12 m breit, 23 m lang und gut 10 m hoch. Aelteres und neues "Oberhus" standen etwa 80 Jahre nebeneinander bis zur Dreiteilung des Hofes 1834. Um 1840 Abbruch des älteren "Oberhus" und Neubau des Stöckli. Der südliche Kellereingang blieb erhalten (wie im Bild). 


Grundriss des obigen Hauses. Kachelöfen, von der Rauchküche her beheizt, sorgten für wohlige wärme in den angrenzenden Stuben. Der Rauch zog durch eine Deckenöffnung unters Dach, wo er den Dachstuhl trocknete und konservierte. Einen Kamin hatte es nicht.

Wie Albert Anker das Bauernleben sah. Auch ein Abbild der Geschlechterrollen, während der Bub am sinnieren ist, macht sich das Mädchen mit Hühnerfüttern nützlich. Auf einem anderen Bild von Anker stricken oder spinnen die weiblichen Familienmitglieder abends in der Stube, währen der Vater mit (vor)lesen beschäftigt ist.    

















Heutiges oberstes Haus 1843                 

Bauherrschaft: Christian Thommen 1801-1843 und seine Frau Anna Marti.
Auf dem Foto sind die Familie Gottlieb und Maria Thomet in Arbeitskleidung im November 1921 vor dem heute obersten Haus von 1843.

In diesen Jahren kam der ersten Fotograf vorbei, der sein Brot mit dieser neuen Dienstleistung verdiente. Diese wertvollen Zeitzeugen sind alle ähnlich Inszeniert.





Meine Familie 1921

                    
Familie des Rudolf Egli Jacobs 1869-1957 und Lina Balmer 1871-1947, Schwiegertochter Frieda Düllmann Friedrichs 1894-1979 mit Enkelin Alice 1921-2011 (meine Mutter) und Sohn Alfred 1895-1973 mit Diensten (vlnr). 1921

Das Bauernhaus ist von 1851. Dieser Hof ist der Zweiteilung des Underhus Hofes geschuldet. Bauherr war Bendicht Weybel, ein Enkel von Johannes Weybel und Barbara Thommet. 1900 ersteigerte mein Urgrossvater Rudolf Egli aus der Riederen bei Frauenkappelen das Heimet. Bis schliesslich mein Vater Alfred Freiburghaus, vom Grund bei Neuenegg herkommend, meine Mutter Alice heiratete und mit ihr den Hof übernehmen konnte.




Bei der Getreideernte 1930

Obige Familie bei der Getreideernte. Links Mein Grossvater mit seinem "Eidgenoss". Am Zweispänner der damals noch übliche Leiterwagen. Der grosse Hofhund zog 2x Täglich den Milchkarren in die Käserei, was diese guten Hunde meistens sehr gerne verrichteten, hier betreut von seinem Freund, dem Käserei- und Hüterbub (wahrscheinlich ein Verdingkind). Um 1930

Die Dragoner Rekruten (mit ihren Vätern) ersteigerten am Ende der Rekrutenschule ein Reitpferd, das dann auf dem Bauernhof als Zugpferd eingesetzt und zum Widerholungskurs des Dragoners ebenfalls wieder einrücken musste. Deshalb nannte man diese Pferde "Eidgenoss".


Und der Kartoffelernte 1939
Gleiche Familie auf dem gleichen Feld bei der Kartoffelernte 1939. Vor dem Kartoffelgraber meine Urgrossmutter Lina Balmer-Egli (68), dahinter rechts der Urgrossvater Rudolf Egli (70). Ganz rechts die Grosseltern Frieda Düllmann-Egli (45) und Alfred Egli (44). Es muss kurz vor der Mobilmachung (1.9.1939) gewesen sein, nachher hätten die wehrfähigen Männer und die Pferde gefehlt. Möglicherweise hatten sie die Herbstarbeiten wegen der drohenden Kriegsgefahr früher als sonst in Angriff genommen.