Die Genese des Familiennamens Freiburghaus ist endgültig mit der Einführung der reformierten Kirchenrödel 1555 vollzogen worden. Vom Hof Friburghus abgeleitet, der zu Friburg gehörig war. 

Vorher und auch noch nachher nannte man die Personen im Volksmund mit dem Vornamen und dem Zusatz: z'Friburghus, z'Nessleren, z'Wyden usw.


Die Urbar offenbaren die Fryburghus Stammväter und Familien

(Bodenzins Urbar: ein Buch, in dem Zinspflichtige Personen mit den belasteten Grundstücken aufgelistet sind, eine Art Grundbuch, beginnend 1502, Staatsarchiv Bern).


Im Bodenzins Urbar von 1502: „Hanns von Fryburgs hus“ (ihm habe ich die 1. Generation zugelegt, weil von ihm direkte Nachkommen abgeleitet werden können, er wohnte im rot markierten Haus).

Im Bodenzins Urbar von 1529: „Niklaus und Petter ze Fryburgs hus“ (2. Generation)(In einer Auflistung von Zinspflichtigen des Schloss Laupen vom 22. August 1529: „Ze Fribürgss hüss 2 Brüder mit 3 Grundstücken“).

Im Bodenzins Urbar von 1532; „Uli Fryburgs Hus und sins Bruder Peter Fryburgs Hus“ (2. Generation). Uli wird anstelle des dahingeschiedenen Niklaus aufgeführt. Die Brüder wohnten im braun markierten neuen Haus, das rot markierte alte Haus des verstorbenen Vaters Hanns war verbrannt. (Grafik unten).

Am 16.3.1510 kauft Lienhart von Fryburgs Hus die Hälfte einer Lehenschaft in der Gemeinde Mühleberg (1. Generation, wahrscheinlich war er ein Bruder des Hanns).

Am 18.5.1512 kauft Hanns von Fryburgs Hus den Drittel einer Lehenschaft in der Gemeinde Mühleberg.

Am 25.3.1542 bekennt Lienhart Salvisberg ab seinen Gütern in der Gemeinde Mühleberg, der Agnes, Gattin des Niklaus Köchli zu Mühleberg und Tochter des Lienhart von Fryburgs Hus sel. den Lehenzins zu schulden.


Diese Hinweise lassen den Schluss zu, dass um die Jahrhundertwende 1500 zwei Stammfamilien hier ansässig waren, die des Hanns und die des Lienhard. Diese hatten neben Töchtern 5 Söhne (2. Generation) nämlich Niklaus, Peter, Uli, Hans und Jacob. Alle Söhne, ausser Niklaus der vor 1532 starb, brachten zwischen 1559 und 1570 noch Kinder zur Taufe. Uli starb 1579 und Jacob 1599. Wann die anderen 2 Brüder starben ist unbekannt. Aktenkundig sind um diese Zeit auch 3 Frauen: am 4.Juli 1556 war eine Christina Fryburghus Taufpatin. Zwischen 1558 und 1566 war Barbly Fryburghus 8 mal Taufpatin und am 23. Januar 1566 hat Dichtli Fryburghus den Bendicht Kilperg auf dem Schorren geheiratet. Diese 3 Frauen können nicht zugeordnet werden, dürften aber den Stammfamilien angehört haben.

Die 4 Söhne mit Familie (2. Generation) wohnten in Fryburghus. Sie hatten zusammen 16 Kinder.

Der älteste Sohn Hans, genannt „Hans der Grosse“ wohnte im "Usserhus". Er hatte mit seiner Frau Margret  3 Kinder, er ist der Stammvater der Wyden-Bärfischenhaus Linie.

Sohn Peter, genannt „Peter zu Fryburghus“ wohnte im "Ungerhus", hatte mit seiner Frau Agnes 8 Kinder, er ist der Stammvater der Sepps in der Nessleren und Brüggelbach.

Sohn Jacob wohnte im "Oberhus", und hatte mit seiner Frau Margret Gäbhart 3 Söhne, er ist der Grossvater des Bauernführers Peter.

Sohn Uli wohnte ebenfalls im "Oberhus", er hatte mit seiner unbekannten Frau 2 Töchter, nämlich die Küngolt und Agnes die Wirtin im oberen Hus, sie ist am 30. Januar 1595 aktenkundig.

Ortsplan mit Baugeschichte

Inzwischen konnte ich die Baugeschichte von Freiburghaus ziemlich genau rekonstruieren. Von allen rot markierten Gebäuden sind noch Ueberreste vorhanden, die ich zuordnen kann. Dabei geben die Kellertreppen einen wichtigen Hinweis. Erstens haben sie alle gemörtelte Seitenwände und die Treppe war ursprünglich von der in der Mitte des Hauses gelegenen Rauchküche aus zugänglich. Aussentreppen zum Brotkeller wären gegen Langfinger zuwenig sicher gewesen. Für die Nachfolge  Häuser benötigte man grosse zeitgemässe Kartoffelkeller, die auch für nicht Küchen Personal zugänglich sein musste. Etwa für die Schweinemast. Deshalb hat man die Nachfolge Häuser so versetzt gebaut, dass die alte Kellertreppe seitlich zu liegen kam und so weiter genutzt werden konnte. Der Uebergang vom alten Gemörtelten zu  neuerer Bauweise mit Sandstein ist bei Allen deutlich zu sehen.

Ein Stimmungsbild von Robert Zünd: Ein Ochsengespann zieht eine Egge über den Acker. Während ein Jüngling den Leitochs führt, versucht eine Hilfsperson die Egge auf Kurs zu halten. Weiter hinten im Acker der Sämann, der die Saatkörner übers Feld wirft. So hat man im Spätmittelalter auch zu Freiburghaus die Felder bestellt, bis dann das Pferd die Zugarbeit übernahm. Nach der Mobilmachung 1939 mussten auch die Pferde einrücken. Kühe mussten wieder angespannt werden. Allerdings waren die Reitpferde eines Dr. Wander weiterhin auf dem Feldweg unterwegs, während nebenan meine Grosseltern sich mit den ungewohnten Kühen abgemüht hatten. Ueber dieses offensichtliche Unrecht war mein Grossvater so wütend, dass er nach Bern gereist ist und beim Kriegskommissariat mit der Faust auf den Tisch geschlagen hat. Daraufhin hätten sie wieder 2 Pferde erhalten.

Familienarchiv Freiburghaus
Familienarchiv Freiburghaus

Eine Einfache spätmittelalterliche Bauernstube, wie es im älteren "Oberhus" ausgesehen haben mag (abgebrochen um 1840). Reste der damals üblichen Butzenscheiben hat man vor dem heutigen Stöckli des jeztigen "Oberhus" bei Gartenarbeiten gefunden.

Die Zins Urbarien belegen es: bis 1502 bestand ein einziges Haus, dasjenige von Hanns von Fryburgs Hus, das Haus stand anstelle des heutigen Oberhus (rot umrandet).

Im Urbar von 1529, Niklaus und Petter waren Zinspflichtig, ist „ein Hus Hofstatt, da Hanns vonn Fryburgs zhus uff sass“ genannt. Was soviel heisst wie: Hanns von Fryburgs hus (1.G 1502) lebte nicht mehr und sein Haus war nicht mehr existent, es verbrannte  (1520?), die Söhne Niklaus und Petter wohnten nebenan (östlich) im neuen Haus von 1520? (später das "Oberhus" genannt,).

Im Urbar von 1532 sind Uli und sein Bruder Peter aufgeführt: „Und gitt jeder dass den halben Zinss“. Dies belegt die Teilung des Guts. Uli war der Obere, Peter der Untere. Peter wohnte also im neu erbauten "nidere oder ungere Hus".


Um 1560 wird das "Usserhus" erwähnt, dem Wohnort des Hans Fryburghus, genannt „Hans der Grosse“. Vermutlich war Hans der älteste und stand deshalb in der Erbfolge weiter weg, eine weitere Güterteilung nicht erwünscht. Die mögliche Errichtung einer neuen Existenz packte er an, ein drittes Haus, das "Usserhus" wurde gebaut. Dieses Haus musste eigenes Wasser haben und das nötige Land urbar gemacht werden. Bei diesen 3 Bauernhäusern blieb es 250 Jahre.

Erst im 19. Jahrhundert, mit der Agrarreform herbeigeführten arbeitsintensiven Vieh- und Graswirtschaft, folgten weitere Hofteilungen, der Obere wurde 1834 gedrittelt, der Untere 1851  zweigeteilt. Die Teilung betraf die Elemente Land und Wasser. Dadurch ist bis heute das Wasserrecht geteilt, die Oberen 3 besitzen je einen Sechstel, die Unteren zwei je einen Viertel der Wasserquelle.

Der Usserhus Hof wurde vermutlich in derselben Zeit geteilt. Die Hubelweid entstand.


Das Erblehen: Bis etwa um 1850 waren die Heimet nur vom Lehnherr veräusserbar, dem der Boden gehörte (daher die Zinspflicht). Dem Bauern war nur das Haus, das Vieh und die Gerätschaften zu Eigen. Das Erblehenrecht, oder auch Anerbrecht, ermöglichte es, immer  genügend Erben zu haben, auch in Frauen und Nebenlinien, so dass das Heimet in der Familie immer weiter vererbt werden konnte. Mit den vielen Einheiraten änderte nur der Familienname, nicht aber die Stammfamilie. In der ersten Hälfte des 19. Jh., konnte die Lehen Zinspflicht mit dem bezahlen eines mehrfachen Jahreszinses abgelöst, der Boden somit in das Privateigentum des Bauern überführt werden. Allerdings für den Uebernehmer teuer: im Erbgang musste er seine Geschwister auszahlen. Konnte er das nicht, blieb er in vielen Fällen die Zahlung einfach schuldig.

Neuenegger in fremden Diensten

Die Kirchen Rodel von Neuenegg erzählen von mehreren Landesabwesenden infolge fremder Kriegsdienste. Unter ihnen der 20 jährige Jacob Fryburghus. In seiner Abwesenheit bringt seine Ehefrau Ursula Bering am 17.1.1641 einen Jacob zur Taufe.

Der 21 jährige Peter Fryburghaus, ein Cousin des Erstgenannten Jacob kann‘s nicht anders, seine Ehefrau Margreth Flühmann lässt am 15.2.1672 einen Joseph taufen.

Nicht zurückgekehrt sind Karl Ulrich Freyburghaus, Füsilier eines Schweizerregimentes in Franz. Diensten, er starb in la Calve am Fieber 14.8.1811 und Hans Fryburghaus von Thörishaus im Dienst in Neapel, er wurde 39 jährig, 9.8.1837. Bild von Sigmund Freudenberger "Rückkehr eines Schweizer Söldners".

Familienarchiv Freiburghaus

Vom Söldnerdienst Entlassene gab es aber nicht für alle Heimkehrer ein Happy End. Teils ohne den versprochenen Sold und, oder Invalid, mussten sie sich als Bettler und mit Stehlen durchschlagen, kriminell geworden schliesslich gebrandmarkt und verjagt. Für solche Gesellen, oft auch traumatisiert, hatte man keine Verwendung mehr. Derweil kassierten die Regierenden Patrizier verdeckte Pensionen für die Anwerbung der jungen Söldner. Seit Marignano 1515 bis 1798, waren es je nach Quelle 1-2 Millionen Soldaten. Frankreich hatte in Solothurn eigens dafür einen Konsul stationiert. In dieser Zeit war die Eidgenossenschaft im Prinzip eine französische Provinz und offiziell Neutral! ("Söldner für Europa" von Jost auf der Mauer)

Ausgewanderte

Freiburghaus sind mir bis jetzt wenige bekannt.

Nach Schweden

Ein August Freiburghaus verliess 1898 als 27 jähriger die Schweiz Richtung Schweden. Ein Enkel hat sich kürzlich gemeldet und uns seither besucht. Zusammen mit seiner Frau besuchten wir die Taufkirche (Chevroux) und den späteren Wohn- und Arbeitsort (Boudry/Serrieres) von August.

Nach Amerika

Ein Johannes Freiburghaus reiste 1853 als 47 Jähriger nach Amerika. Seither gab es scheinbar kein Lebenszeichen mehr von ihm, seine Erben liessen 1901 eine Verschollenerklärung ausfertigen.

Familie Johannes und Elisabeth Freiburghaus-Bühlmann reist mit acht Kindern 1849 in die USA. Johannes stirbt 2 Wochen nach der Einreise in Buffalo. Ihre Kinder waren Anna *1821, Elisabeth *1825, Magdalena *1829, Samuel *1831, Maria *1833, Rudolf *1835, Bendicht *1837, Margaretha *1839, Niklaus *1841.

Die Familie des Bendicht und Anna Freiburghaus-Mader haben ebenfalls die USA mit 3 Kindern angesteuert. Der Schweizer Consul in New York meldet 1824 den Tod des 28 jährigen Vaters, 1825 den Tod der Söhne Christian(2) und Johannes(5). Alle gestorben im Armenhaus Dauphin. Der ältere Bendicht(8) überlebt.

Trauriger geht’s fast nicht mehr, es macht die schlechten Bedingungen für die Auswanderer deutlich. Mit einem Reisegeld von ihrer Heimatgemeinde ausgestattet, gelangten sie nach der 3 wöchigen Atlantiküberfahrt in den überfüllten Dampfern mit ihren miserablen hygienischen Verhältnissen in die neue Welt. Häufig Krank und Mittellos auf sich selbst gestellt mussten sie sich durchschlagen!


Nach Ostpreussen und zurück

Ab Mitte des 19. Jh. erschienen in Schweizer Tageszeitungen Inserate mit dem Titel: "Melker gesucht". Die Auftraggeber waren Grossbetriebe in Ostpreussen (heute Gebiete in Ost Polen, Litauen und Kaliningrad). Etliche sind dem Ruf gefolgt, so auch der verwitwete Alexander Freiburghaus von Thörishaus. Er reiste um 1905 mit seinen zwei Buben aus. Alsbald berichteten die Auswanderer von guten Bedingungen, genug zu Essen usw. Alexander heiratete bald eine Deutsche Frau. Mit ihr hatte er noch vier Töchter. Nach Jahrzehnten war eine stattliche Familie mit um die zwanzig Mitgliedern mit Kindern und Enkeln herangewachsen. Alle Männer haben als Melker gearbeitet. Sie sind bekannt geworden unter den Namen Oberschweizer oder Obermelker.

Leider gerieten sie im Winter 1945 zwischen die Fronten des 2. Weltkrieges. Während sich die Grossgrundbesitzer schon längst nach Westen abgesetzt hatten, mussten sie unter Androhung der Todesstrafe ausharren. Als endlich die Evakuierung angeordnet worden ist, waren sie Anfangs noch mit ihren Habseligkeiten mit Pferd und auf Wagen unterwegs. Leider war der Landweg nach Westen schon russisch besetzt. Eine Bevölkerung von, je nach Schätzung, 2.5 - 5 Mio. musste Pferde und Wagen zurücklassend, zu Fuss in einer kaum zu überbietenden dramatischen Flucht bei Eiseskälte über das zugefrorene und teils einbrechende Haff fliehen. Einbrechenden Flüchtlingen konnte nicht geholfen werden. Alexander hatte Glück im Unglück und erreichte mit seiner 15 köpfigen Familie schlussendlich die Schweiz. Unterkunft fanden sie wieder in Neuenegg in der Süri und in der Nessleren. Seine Enkel haben die Schule auf dem Bramberg besucht.

Weitere Informationen über die grösste jemals durchgeführte Evakuierung einer Bevölkerung finden Sie, wenn Sie "Ostpreussen Flucht Niedersachsen" googeln. Dort finden Sie in der ARD Mediathek Videos zum Thema.