Galerie und Baugeschichte von Freiburghaus, 13. bis 19. Jh.

Das obige Bild zeigt Freiburghaus von Süden her mit den Standorten der ersten drei Häuser um 1600, die alle von den Freiburghaus Vorfahren gebaut worden sind. Aktuelle Häuser sind um 270 Jahre alt, unter denen noch Keller und Fundamente der Ersteren vorhanden sind.


Obige Hausbezeichnungen stammen aus dem Volksmund und waren in den Kirchenrödeln gebräuchlich mit "der Obere" oder im "oberen Hus", "der Nidere" oder "im ungeren Hus" und "im Usserhus". Wie schon erwähnt, bestand bis um 1500 nur das obere Haus, bis eine erste Hofteilung in Oben und Unten teilte. Das etwas später gebaute Dritte war dann das Aeusserste. Diese Häuser hatten um 1750 ihre Altersgrenze erreicht und sind durch die aktuell etwa 250 jährigen Häuser ersetzt worden. In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts sind die Schindeldächer abgebaut und mit Dppelfalzziegeln ersetzt worden.

Die, um die Mitte des 19. Jh., infolge weiterer Hofteilungen,  zugebauten 4 Bauerhäuser deckte man zunächst noch mit unterschindelten Biberschwazziegeln. Heuet tragen alle die haltbareren roten Doppelfalzziegel. Leider wird in absehbarer Zeit das anmächelige Landschaftsbild mit den roten Walmdächern gewaltig leiden. Der Uebergang auf erneuerbare Energie wird die schönen roten Ziegeldächer in unansehnliche schwarze Löcher verwandeln. Diese erhabenen alten Bauerhäuser werden auch diesen modernen Wandel überstehen.

Bedenken Sie, was vor 250 Jahren mit grosser Zimmermann Handwerkskunst gebaut, erträgt heute das befahren der Heubühne mit schweren Traktoren. Schwere Massivholz Balken ermöglichen es, alle mit Haubeilen aus einem  Stamm herausgehauen.

Luftfoto aus südöstlicher Sicht.

Oberhalb Freiburghaus die Weiler v.L.n.R: Riedli, Wyden, Sandgrube, Buchli, Bramberg und unterhalb die hintere Nesslere.

Usserhus, Underhus und Oberhus hatten Vorgängerbauten. Es gibt Zeugen davon.

Insgesamt beschreibe ich vier abgegangene oder vorgänger Häuser. Weil eine längere Geschichte, beim Oberhus zwei. Beim Ungerhus und Usserhus je eins.


Ortsplan mit Baugeschichte

Inzwischen konnte ich die Baugeschichte von Freiburghaus ziemlich genau rekonstruieren. Von allen rot markierten Gebäuden sind noch Ueberreste vorhanden, die ich zuordnen kann. Dabei geben die Kellertreppen einen wichtigen Hinweis. Erstens haben sie alle gemörtelte Seitenwände und die Treppe war ursprünglich von der in der Mitte des Hauses gelegenen Rauchküche aus zugänglich. Aussentreppen zum Brotkeller wären gegen Langfinger zuwenig sicher gewesen. Für die Nachfolge  Häuser benötigte man grosse zeitgemässe Kartoffelkeller, die auch für nicht Küchen Personal zugänglich sein musste. Etwa für die Schweinemast. Deshalb hat man die Nachfolge Häuser so versetzt gebaut, dass die alte Kellertreppe seitlich zu liegen kam und so weiter genutzt werden konnte. Der Uebergang vom alten Gemörtelten zu  neuerer Bauweise mit Sandstein ist bei Allen deutlich zu sehen.

Die Zins Urbarien belegen es: bis 1502 bestand ein einziges Haus, dasjenige von Hanns von Fryburgs Hus, das Haus stand anstelle des heutigen Oberhus (rot umrandet).

Im Urbar von 1529, Niklaus und Petter waren Zinspflichtig, ist „ein Hus Hofstatt, da Hanns vonn Fryburgs zhus uff sass“ genannt. Was soviel heisst wie: Hanns von Fryburgs hus (1.G 1502) lebte nicht mehr und sein Haus war nicht mehr existent, es verbrannte  (1520?), die Söhne Niklaus und Petter wohnten nebenan (östlich) im neuen Haus von 1520? (später das "Oberhus" genannt,).

Im Urbar von 1532 sind Uli und sein Bruder Peter aufgeführt: „Und gitt jeder dass den halben Zinss“. Dies belegt die Teilung des Guts. Uli war der Obere, Peter der Untere. Peter wohnte also im neu erbauten "nidere oder ungere Hus".


Um 1560 wird das "Usserhus" erwähnt, dem Wohnort des Hans Fryburghus, genannt „Hans der Grosse“. Vermutlich war Hans der älteste und stand deshalb in der Erbfolge weiter weg, eine weitere Güterteilung nicht erwünscht. Die mögliche Errichtung einer neuen Existenz packte er an, ein drittes Haus, das "Usserhus" wurde gebaut. Dieses Haus musste eigenes Wasser haben und das nötige Land urbar gemacht werden. Bei diesen 3 Bauernhäusern blieb es 250 Jahre.

Erst im 19. Jahrhundert, mit der Agrarreform herbeigeführten arbeitsintensiven Vieh- und Graswirtschaft, folgten weitere Hofteilungen, der Obere wurde 1834 gedrittelt, der Untere 1851  zweigeteilt. Die Teilung betraf die Elemente Land und Wasser. Dadurch ist bis heute das Wasserrecht geteilt, die Oberen 3 besitzen je einen Sechstel, die Unteren zwei je einen Viertel der Wasserquelle.

Der Usserhus Hof wurde vermutlich in derselben Zeit geteilt. Die Hubelweid entstand.


Das Erblehen: Bis etwa um 1850 waren die Heimet nur vom Lehnherr veräusserbar, dem der Boden gehörte (daher die Zinspflicht). Dem Bauern war nur das Haus, das Vieh und die Gerätschaften zu Eigen. Das Erblehenrecht, oder auch Anerbrecht, ermöglichte es, immer  genügend Erben zu haben, auch in Frauen und Nebenlinien, so dass das Heimet in der Familie immer weiter vererbt werden konnte. Mit den vielen Einheiraten änderte nur der Familienname, nicht aber die Stammfamilie. In der ersten Hälfte des 19. Jh., konnte die Lehen Zinspflicht mit dem bezahlen eines mehrfachen Jahreszinses abgelöst, der Boden somit in das Privateigentum des Bauern überführt werden. Allerdings für den Uebernehmer teuer: im Erbgang musste er seine Geschwister auszahlen. Konnte er das nicht, blieb er in vielen Fällen die Zahlung einfach schuldig.

Das aktuelle  "Oberhus" von 1759

(drittes Oberhus, Foto um 2010) Stützenfreier Dachstuhl, noch weitgehend original, Bauherrschaft Jacob Freyburghaus, Jacobs 1694-1778 und seine 2. Frau Christina Spring +1788. Steht an gleicher Stelle wie das Haus des Hans Fryburgs Hus um 1500 (erstes Oberhus). Im jetzigen Haus wurde noch gewirtet, am Tennstor sind 2 Bären schwach erkennbar. Ausserdem steht da noch das Ofenhaus von 1756 quer in der Landschaft, passt irgendwie nicht ganz vor das heutige "Oberhus". Der Ofen ist noch erhalten, aber nicht mehr brauchbar.

Der zugehörige ursprüngliche und ungeteilte Boden zum Oberhus war sehr umfangreich. Nebst dem Angrenzenden, das bis zur Sense reichte, hatte es Land in der Riedere, dem Quellgebiet des Brunnens, jenseits der Sense in der Schröteren (Konfisziert 1653), Flächen in Neuenegg (1.4 ha), die die Milchsiederei Nestlé 1903 gekauft hatte und im Marizried (3.8 ha), das 1834 verkauft worden ist. Am Schluss warens noch 9 ha.

Bis 1833 blieb diese Stammfamilie hier ansässig. 1833 vertarb der 53 jährige und eingeheiratete David Flühmann. Weil der wirtschaftliche Niedergang der Landwirtschaft schon prekäre Auswirkungen gehabt hatte, musste die Witwe Elsbeth Freiburghaus den Hof versteigern lassen. Wie schon erwähnt, haben die Underhus Thommet den Hof ersteigert.

Das dritte "Oberhus" um 1928. Zu sehen sind die Geschwister Krähenbühl mit Hans, Anna und Martha. Rechts das Stöckli, am Platz des zweiten "Oberhus", dessen Existenz in der Zeit von etwa 1520 bis 1840 vermutet werden kann. Von diesem älteren Haus sind kürzlich bei Gartenarbeiten vor dem Stöckli Reste von Butzenscheiben gefunden worden, wie sie im spät Mittelalter als Fensterglas verwendet worden sind.

Ebenfalls erhalten geblieben ist auch die Kellertreppe, die jetzt untypisch vor dem Stöckli hinunter geht und vormals mittig des 2. Oberhus war.

Die etwas längere Geschichte des "Oberhus"

Zwischen 1502 und 1529 ist das erste und bis dahin einzige Haus in Freiburghaus abgebrannt. Es war das Haus der Familie Hans von Fryburgs Hus, 1. G. Unter dem aktuellen Haus hat es davon noch Brandreste, den kleinen Eingang zum Brotkeller und eine Bsetzi. Aktuelles Haus ist um etwa 6 m östlich versetzt, so dass die alte Kellertreppe seitlich zu liegen kam.

Erst ab dem 18. Jh. hat man den Sandstein verwendet. Ältere Mauern sind gemörtelt. Der Unterschied ist auf dem Bild deutlich. Links der Eingang zum Grossen Kartoffel Gewölbekeller von 1754.

Das zweite "Oberhus" von 1520 - 1840

Wahrscheinlich erfolgte die erste Hofteilung und auch der Bau des zweiten Oberhaus schon vor dem Brand. Dieses stand etwa 30 m östlich des ersten, mit Traufe gegen Süden (an Stelle des heutigen Stöckli). Samuel Bodmer hat es 1710 gezeichnet (siehe "Die Familie 1560" Titelbild). Das Ersatzhaus für das Abgebrannte hat man dann weiter unten aufgebaut. Das Ungerhus. Dies erklärt dass auf der Brandruine erst 1759 das aktuelle Oberhus errichtet worden ist. (Alles gemäss Urbar von 1532)

Rechts Mutmassliche Seitenansicht des 2. Oberhus aus südöstlicher Richtung. Ständerbau mit Hochstud, zwei geschossiger Wohnteil mit Quergang. Die Rauchküche längsachsig in der Mitte. Pro Etage 4 Stuben seitlich, 8 Stuben insgesamt. Rechts das geöffnete Tor zum Dreschtenn. Der Stall war ganz rechts. Zeichnung von G. Rechsteiner, eines Bauerhauses von 1538 in Melchnau. Nach W. Bieri der Urtyp des berner Bauernhauses mit burgundischem Einfluss. Grösse des Hauses etwa 12 m breit, 23 m lang und gut 10 m hoch. Zweites und Drittes "Oberhus" standen etwa 80 Jahre nebeneinander bis zur Dreiteilung des Hofes 1834. Um 1840 Abbruch des älteren "Oberhus" und Neubau des Stöckli. Der südliche Kellereingang blieb erhalten. Es war das Haus von Peter dem Rebell.

Nebenstehend sehen Sie die Situation von 1814 (Kupferstich). Das Zweite Oberhus (1514-1840) ist sehr gross dargestellt.

Grundriss eines Bauerhauses wie oben beschrieben.Die Kachelöfen von der Rauchküche her beheizt, sorgten für wohlige wärme in den angrenzenden Stuben. Der Rauch zog durch eine Deckenöffnung unters Dach, wo er den Dachstuhl trocknete und konservierte. Einen Kamin hatte es nicht.

In der Rauchküche hatte es den einzigen Zugang zum kleinen Keller für Brot, Äpfel, Most usw (rot).  Ab dem 18. Jh., seit der Verfügbarkeit der Kartoffel, sind die grossen, von aussen zugänglichen Gewölbekeller eingebaut worden. Für die Bäuerin hatte es immer noch einen separaten Abteil. Diese, aus dem 16. Jh. stammenden Treppen und Brotkeller sind unter dem Ober- und Ungerhaus erhalten geblieben. Weil die aktuellen Häuser versetzt gebaut worden sind, liegen die Treppen jetzt seitlich der Häuser.


Das zweite "Ungerhus" von 1739

Das "Underhus" um 1924 noch mit Schindeln gedeckt. Erbaut von Barbara Flühmann Lienharts 1689-1742, der Witwe des Hans Thommet Bendichts 1684-1736. Burgundischer Baustil mit Hochstud, um 1921 noch mit Schindeln gedeckt.

Wer denkt, die Vorgängerhäuser wären kleiner gewesen liegt falsch. Das zweite Usserhus steht mit Sandsteinquadern auf den alten gemörtelten Kellermauern des Ersten. Allein für das Unterbringen der Getreide Ernte brauchte es viel Platz. Der grosse, zweistöckige Wohnteil war mit zwei Generationen Bauernfamilien und den Diensten voll besetzt.

Familienarchiv Freiburghaus

"Ungerhus" um 1924. Die unter der First stehenden Stützbalken (Hochstud) standen der Zeitgemässen Nutzung des Dachraumes im Wege. Deshalb wurde bei den alten Bauernhäusern der gesamte Dachstuhl durch eine stützenfeie Konstruktion ersetzt, die auch das schwere Ziegeldach tragen konnte.

Aktuelle Ansicht des "Ungerhus". Um die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der neue Dachstuhl mit Ründi aufgebaut.


Vom Vorgägerhaus (1525-1739) ist noch die gemörtelte hangseitige Stützmauer, eine Bsetzi  und ein kleiner Brotkeller erhalten. Das Vorgängerhaus war etwa 6 m östlich gelegen, so dass der Kellereingang mittig in der Rauchküche war.


Familie Thommet im "Ungerhus" 1675-1833

Die 324 jährige Geschichte der Thomet in Freiburghaus beginnt am 16. August 1676 im Ungerhus: der 22 jährige Bendicht Domet von der Nessleren und die 20 jährige Madlen Fryburghus vom Ungerhus heiraten (Einheirat). Sie setzten eine längere Tradition fort, welche die Familienbande der Ungerhus Fryburghus mit den Nessleren Domet eng verband (Heiraten hin und her).


Die Thomet Geschichte in Freiburghaus nahm 1833 eine sehr interessante Wendung. Das kam so: des Statthalters Tochter Barbara heiratete 1769 den Johannes Weybel aus Köniz. Diese Familie wohnten alsbald auf dem Chapf oberhalb Neuenegg, währenddem Barbara's Cousin, der Adam den "Ungerhus" Bauernhof mit seiner Familie bewirtschaftete. So lange, bis 1833 der "Oberhus" Hof zur Versteigerung gelangte.


Der Steigerer:   Adams Sohn Adam jun. für seine Brüder Christian, Niklaus und Samuel (Adam jun. hatte bereits den Starassacker Hof) Die drei Brüder teilten 1834 dieses 26 ha Heimwesen in drei kleinere. Christian baute das oberste, Samuel das drittoberste  Bauerhaus dazu. Für Interessierte kann ich Informationen zu den Nachfahren oder Nachfolgern der drei Brüder liefern.

Und wer bauerte fortan auf dem "Underhus" Hof? Es waren die Familie von Bendicht Weybel, Sohn von Barbara Thommet und Johannes Weybel.

Geschichten:  Ein Benz Thommet vermachte nach seinem Ableben der Gemeinde ein Legat von Fr. 40 000. Um dieses Geld entbrannte eine Kontroverse: die alteingesessenen Familien von Neuenegg  scheiterten vor Gericht, mit diesem Geld, an der allgemeinen Bevölkerung vorbei, zu ihren Gunsten eine Burgergemeinde zu gründen.


Um den Samuel, der Tierarzt war, gibt es noch Nachrichten von Emanuel Lüthi. Er war ein Sohn von Barbara Freiburghaus aus Brüggelbach, die als Haushälterin bei Samuel gedient hatte. So habe der Tierarzt übergewichtige Schoshunde von reichen Berner Familien im seinem Keller unter einem Zuber bis zum Normalgewicht hungern, und  sich für diese "Diät" noch gut bezahlen lassen haben. Alte ortsansässige Leute wussten noch eine andere makabere Geschichte die nicht gut ausgegangen sein soll: ein Pferd habe in der Sandsteinhöhle über der Ramseren diese merkwürdige Therapie nicht überlebt. Er selber sei dann 53 jährig wegen Krankheit ebenfalls verhungert!

Anmerkung: Thomet ist ein Hugenotten Geschlecht und 1566 erstmals in der Nessleren erwähnt. Ein Uli Thoma kommt durch Einheirat zu Hab und Gut.

Familienarchiv Freiburghaus

"Ungerhus" Stöckli von 1756

Bildausschnitt vom Stöckli des "Underhus". Bauherr ist der 40 jährige Bendicht Thommen (er war Statthalter), der Sohn von Hans und Barbara Thommet Flühmann. Bendichts Bruder Hans starb 1749 als Statthalter, dessen Sohn Bendicht vermachte später der Gemeinde ein Legat von Fr. 40'000. Die alteingesessenen Leute scheiterten vor Gericht, mit diesem Geld eine Burgergemeinde zu gründen.


Das jetzige Bauernhaus (Ungerhus) und das Stöckli sind den Familien Thommet's Werke. Es existiert auch noch ein schöner Speicher vom Jahr 1746, der dazugehörig war, er  kann in Reichenbach im Kandertal besichtig werden, steht hinter dem Bären und trägt die Inschrift H+T+1746+M+B+W (Hans+Thommen+1746+Magdalen+Bendich+Weybel). Hans Thommen starb 1749 als Statthalter 35 jährig, er war der Sohn von Hans Thommen und Barbara Flühmann.


Die Architektur dieses Stöcklis ist sehr selten mit Sandstein gefertigt. Die meisten Bauernstöckli sind erst 100 Jahre später und dazu noch billiger gebaut worden (Riegbau). Eingebaut war auch noch ein grosser Backofen. Jeder Hof verfügte über einen Eigenen. Sei er in einem Ofenhaus, oder eben im Stöckli eingebaut gewesen. Für die Selbstversorgung mit Brot, Kuchen und Dörrfrüchten unerlässlich.

Das "Usserhus" von 1753

Die Ostseite vom "Usserhus". Bauherr Barthlome Freyburghaus Hanses 1689-1774 und seine Frau Magdalena Freyburghaus Josephs 1708-1765. Ursprünglich Hochstud Bauweise in burgundischem Stil , das grösste Bauerhaus in Freiburghaus. Wohnteil mit Quergang und ursprünglich mittiger Rauchküche, gleich wie das oben beschriebene ältere "Oberhus". Aktuelles Haus steht auf den gemörtelte Kellermauern des Vorgängerhauses. Erhalten sind auch noch Reste der ab der Rauchküche abgehenden Kellertreppe.


Die alten und grossen Berner Bauernhäuser zeugen noch von erfolgreichem Bauern Unternehmertum. Damals waren sie die Ernährer des Volkes, das hauptsächlich vom Brot gelebt hatte. Nahrungsmittelimporte als Ersatz waren ohne Eisenbahn und Motorschiffe nur in kleinem Umfang möglich. Dementsprechend war der Absatz des Getreides von zentraler Bedeutung für das Einkommen der Talbauern.

Wie schon erwähnt, waren 2/3 der Ackerfläche mit Getreide belegt. Trotz mässig guten Böden war es dennoch möglich einen gewissen Wohlstand zu erreichen. Zu mindest zeugen die schönen alten Bauernhäuser davon, die alle noch mit Getreide Geld bezahlt worden sind. Gleichzeitig muss man wissen, dass die Hilfskräfte- und Handwerkerlöhne sehr tief waren und es ihnen deshalb verwehrt war, eigenen Grundbesitz zu erlangen.

Ein schönes Bauerhaus und das zugehörige Land sein Eigen nennen, bedeutete aber auch nicht, dass diese Leute Geld angehäuft hatten.

Sie waren Unternehmer, deren Vermögen im Inventar und im Gut gebunden war.

Nicht anders als Heute.

Familienarchiv Freiburghaus

Süd Ost Ansicht vom "Usserhus" um 1924 noch mit Schindeln. Typisch für den burgundischen Baustil ist die direkte frontseitige Haustür zur (Rauch) Küche, hier mit Treppe deutlich zu sehen.


Zu sehen sind die Kinder von Gottlieb Schneider mit Haustieren, dem damaligen Besitzer. Photografen verdienten damals mit diesen Arbeitsbesuchen auf dem Land ihr Brot. Immer sind Personen des Hofes mit Haustieren vor dem Bauernhaus oder bei der Feldarbeit zu sehen. Eine wertvolle Dokumentation von Hofgeschichten ist daraus entstanden.


Wie Albert Anker das Bauernleben sah. Auch ein Abbild der Geschlechterrollen, während der Bub am sinnieren ist, macht sich das Mädchen mit Hühnerfüttern nützlich. Auf einem anderen Bild von Anker stricken oder spinnen die weiblichen Familienmitglieder abends in der Stube, währen der Vater mit (vor)lesen beschäftigt ist.

Beim Fenster sind die damaligen typischen Butzenscheiben zu sehen.

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Heutiges oberstes Haus von 1843 


Bauherrschaft: Christian Thommen 1801-1843 und seine Frau Anna Marti.

Auf dem Foto sind die Familie Gottlieb und Maria Thomet in Arbeitskleidung im November 1921

In diesen Jahren kam der ersten Fotograf vorbei, der sein Brot mit dieser neuen Dienstleistung verdiente. Diese wertvollen Zeitzeugen sind alle ähnlich Inszeniert.


Meine Familie 1921

Familie des Rudolf Egli Jacobs 1869-1957 und Lina Balmer 1871-1947, Schwiegertochter Frieda Düllmann Friedrichs 1894-1979 mit Enkelin Alice 1921-2011 (meine Mutter) und Sohn Alfred 1895-1973 mit Diensten (vlnr). 1921


Das Bauernhaus ist von 1851. Dieser Hof ist der Zweiteilung des Ungerhus Hofes geschuldet. Bauherr war Bendicht Weybel, ein Enkel von Johannes Weybel und Barbara Thommet. 1900 ersteigerte mein Urgrossvater Rudolf Egli aus der Riederen bei Frauenkappelen das Heimet. Bis schliesslich mein Vater Alfred Freiburghaus, vom Grund bei Neuenegg herkommend, meine Mutter Alice heiratete und mit ihr den Hof übernehmen konnte.


Familienarchiv Freiburghaus
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Bei der Getreideernte 1930

Obige Familie bei der Getreideernte. Links Mein Grossvater mit seinem "Eidgenoss"*. Am Zweispänner der damals noch übliche Leiterwagen. Der grosse Hofhund zog 2x Täglich den Milchkarren in die Käserei, was diese guten Hunde meistens sehr gerne verrichteten, hier betreut von seinem Freund, dem Käserei- und Hüterbub (wahrscheinlich ein Verdingkind).


*Die Dragoner Rekruten ersteigerten (mit ihren Vätern) am Ende der Rekrutenschule ein dienstpflichtiges Reitpferd, das dann auf dem Bauernhof als Zugpferd eingesetzt und zum Widerholungskurs des Dragoners ebenfalls wieder einrücken musste. Deshalb nannte man diese Pferde "Eidgenoss".


Und der Kartoffelernte 1939

Gleiche Familie auf dem gleichen Feld bei der Kartoffelernte 1939. Ganz links drei Tages Hilfskräfte, ohne sie die grosse Handarbeit nicht zu machen gewesen wäre. Neben dem Kartoffelgraber meine Urgrossmutter Lina Balmer-Egli (68), dahinter rechts der Urgrossvater Rudolf Egli (70). Ganz rechts die Grosseltern Frieda Düllmann-Egli (45) und Alfred Egli (44) und zwei Angestellte.

Es muss kurz vor der Mobilmachung (1.9.1939) gewesen sein, nachher hätten die wehrfähigen Männer und die Pferde gefehlt. Möglicherweise hatten sie die Herbstarbeiten wegen der drohenden Kriegsgefahr früher als sonst in Angriff genommen.

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