Vom Flegel zum Göpel

Wie Veränderungen der Hilfsmittel die Arbeit für die Getreide Ernte geprägt haben

Kaum zu glauben, wie Räder auf dem Bauerhof in Bewegung kamen, lange bevor Strom oder Treibstoff wie Petrol oder Benzin als Antrieb verfügbar gewesen sind.

Das Brot des Mittelalters

Das Getreide war die dominierende Ackerfrucht in der Dreifelderwirtschaft des Mittelalters bis in die Neuzeit und damit das Haupt Nahrungsmittel der meisten Leute.


Mahlfähiges Getreide bereitzustellen, war aber auch mit harter Arbeit verbunden. Diesbezüglich erleichtern Maschinen die Arbeit enorm.


Auf nebenstehendem Bild sehen sie, wie in vorindustriellen Jahrhunderten  in Handarbeit das Getreide auch in Freiburghaus gemäht worden ist. Dabei kamen Schnitter aus dem Schwarzenburgerland zuhilfe. Garben binden war Frauenarbeit, die sich oft mit den stechenden Gluren herumschlagen mussten.


Dreschen mit dem Flegel

 Weil es damals noch keine Feldwege gegeben hat, haben die Bauern gemeinsam zuerst die Hofnahen Felder gemäht, um nachher durch das Gemähte in die Felder weiter hinten zu gelangen.

Nach dem Mähen und Garben binden, hat man die Garben zum trocknen in Puppen zusammengestellt (wie auf dem Titelbild).

Nach etwa 10 Tagen und trockenem Wetter, mussten die Garben in Reihen abgelegt werden. Solange der 10. fällig war (die Abgabe/Steuer, bis etwa 1848), war beim Ablegen auch ein Beamter anwesend. Von der letzten abgelegten Garbe an, musste rückwärts jede 10. für die Abgabe beiseite gelegt werden.

Die anderen 90% sind dann mit den Leiterwagen in die Scheune gefahren und eingelagert worden.


Die Röndle

In Winterarbeit war dann das Dreschen mit dem Flegel angesagt.

Nachden die Getreidekörner aus den Ähren herausgeschlagen waren, trennte man die Körner vom leichten Spreu mittels Windkraft in einer Röndle, die lange nur mit einer Handkurbel in Gebrauch war. Auf dem Bild sind auch die zwei schrägen Bretter zu sehen, auf denen beim Ersten die mahlfähigen Körner und beim Zweiten die leichteren Futtergetreidekörner heruntergefallen sind. Bis etwa ausgehendes 19. Jh. war diese Arbeitsweise Standard. Funktioniert in modernen Getreidezentren identisch, aber mit viel höherer Kapazität.

Ohne jeglichen Dünger waren die Erträge mager. In niederschlagsreichen Jahren miserabel. Schlechte Qualität und verlorenes Getreide schmälerten den Ertrag zusätzlich. Handwerkerfamilien, Tagelöhner und Tauner hatten das Recht, die verlorenen Ähren vom Feld zusammenzulesen (das Ährenlesen).

Für eine maximale Getreide Ernte, fehlen in Freiburghaus die tiefgründigen Böden. Sie  sind entweder  zu schwer oder eher flachgründig auf sandiger Moräne. Das Mitmachen in der Hochertrag Liga bleibt zwecklos.

Mechanisierung setzt ein

In die Industrie abwandernde Schnitter fehlten auf einmal. Die Bauern kamen nicht umhin Maschinen einzustellen. Erste Mähmaschinen für Heu und Getreide kamen zum Einsatz. Für das Letztere hatte es eine Vorrichtung mit Pedal zum Ablegen von gesammelten Ährenhalmen für eine Garbe. Mit Bodenantrieb und einem Getriebe bewegte sich das Mähmesser hin und her.

Mähen, Garben binden und Puppen stellen gelang am besten in der Teigreife der Körner, wenn die Ähren noch aufrecht gestanden sind. Bei späteren Ernten waren die bereits gebogenen Ähren hinderlich.


Die erste richtige Dreschmaschine

Rechts sehen Sie eine Stiftdreschmaschine. Eine schnell laufende Trommel mit Stiften und anschliessendem Strohschüttler trennte die Körner ab. Unterhalb eingebaut, verrichtete die Röndle wie zuvor die Kleinarbeit. Mein Grossvater hatte eine exaktgleiche Dreschmaschine fest in der Hocheinfahrt eingebaut gehabt.

Wie im Bergbau für Aufzüge schon lange bekannt und angewandt, waren für den Antrieb Pferde Muskelkraft die Lösung (PS). Mit Pferdezug auf kreisrunder Bahn, setzte ein Mechanismus eine schnell laufende Welle in Gang. Unterflur mit einer Transmission im Bauernhaus mit Riemen und Rädern verbunden, setzte der Göpel eine ganze Maschinerie in Gang.

Ein Göpel für 4 PS

Für obige Drescherei anzutreiben, benötigte es mindestens zwei Pferde. Je nach Einsatzdauer mehr.

In Freiburghaus hatten alle 7 Bauerhöfe diese Dreschmaschinen mit Göpelantrieb fest eingebaut gehabt. Den Drehmechanismus unter dem Göpeldach oder unter der Hocheinfahrt installiert, ermöglichte er die Arbeit  bei jedem Winter Wetter.

Ab etwa 1920 war dann Strom verfügbar. Die Göpel nach jahrelangem Gebrauch Alteisen. Ein letztes Exemplar steht noch im Garten vom Dorfmuseum in Konolfingen.

Der Bindemäher, etwa von 1950-1965

Mit diesem Gerät war es möglich, mähen und Garben binden in einem Arbeitsgang zu erledigen. Meistens hatten sich zwei oder drei Bauern daran beteiligt. Die ersten Maschinen Gemeinschaften entstanden.

Ohne Frage waren diese ersten Maschinen eine grosse Erleichterung. Grosse Lasten Tragen war trotzdem immer noch angesagt, wie 100 Kg schwere Schlacken- oder Getreidesäcke. Meine Grosseltern waren mit 65 Jahren von der Arbeit gezeichnet und haben ausgesehen wie heute über 90 Jährige. Die Entlastung durch Maschinen ist auch ein Grund für die gegenwärtige längere Lebenserwartung der Meisten . Nicht nur die bessere Ernährung und Gesundheitsversorgung.


Eine grössere Dreschmaschine kommt vorbei

Bis etwa 1940 war obiges Verfahren Standard. Nachher kamen Drescherei Unternehmer mit grösseren und qualitativ ausgereiften Maschinen in der kalten Jahreszeit auf den Hof. Anders als auf dem Bild, sind die Maschinen bei uns unter dem Vordach oder direkt in der Hocheinfahrt aufgestellt worden. Um genügend Strom bemüht, kletterte der Drescherei Unternehmer auf die nächste Stromstange, um seine Kabel an den Drähten anzuhängen. Immer noch mit etlichen Hilfskräften, konnte die gesamte Ernte an einem Tag verarbeitet werden. Getreide mähen, trocknen auf dem Feld und einlagern unter Dach blieb immer noch gleich.


Um 1960-65 war auch dieses Verfahren Geschichte. Die Mähdrescher beherrschen seither die Felder. (unten: ich um 1990)